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von Antonio Lilliu

Gefangen im Netz: das MILLENNIUM Volk.
Die Fragen über das neue Millennium-Volk häufen sich. Deshalb widmen sich Scharen an Soziologen, Marketings- und Wirtschaftsexperten an die akribische Analyse dieser Thematik. Es gibt nicht viele Übereinstimmungspunkte über Millennials, aber, für einmal, Zahlen lügen nicht: Sie sind etwa 160 Millionen in Europa und rund 80 Millionen in den USA. Studien zeigen jedoch Einstimmigkeit über die symbiotische Beziehung zwischen Millennials und digitalen Technologien sowie Internet, dessen Auftakt Mitte der neunziger Jahre die Geburtsstunde und Jugend der Z- und Y- Generationen sah: diese werden auch als "Netz-Generation" genannt.
Die Publizistik geht sogar so weit, sie als ehr berüchtigte Wesen darzustellen: nicht gerade an die Politik desinteressiert, aber sicherlich unpolitisch; sie nennt sie Masterchef-Generation, für ihre Haltung zu kulinarischen Experimenten (an sich eine lobenswerter Zeichen für offene Mentalität, jedoch etwas suspekt, weil dies den Rückgang der gesunden Haus-Kost vermuten lässt); Gesellschaftsforschungen berichten oft über ihre zwanghaften Verhalten beim Post-Check und Selfies-Austausch in den Sozial-Netzwerken sowie über die Vorliebe für virtuelle Kommunikation und laue Sex-Emotionalität. Gewiss ist die Generation Ryanair - ein weiterer seiner Namen- kein einfacher Markt für Mode- und anderen Konsumguter-Ersteller, denn wenn eine starke Markenorientierung sie auch auszeichnet, sind sie wenig zur Marken-Loyalität geneigt. Eigentlich sind sie sehr tugendhafte Verbraucher, die den Zugang zu Konsum zum reinen Besitz vorziehen. Sie sind die erste in unserer Epoche die erkannt haben, dass Zeit der wahre Luxus ist. Kaufangelegenheit erledigen sie effizient und schmerzlos On-line statt in Shoppingbummeln Zeit zu vergeuden. Als One-Piece-Kunden sind sie Meister in Cross-Styling und verpassen keine Angelegenheit, Trash und Chic zu kombinieren: Gucci-Taschen mit billigen Flip-Flops! Der Mix-it-up hat zu Stil-Ikone ihre verwirrte Modeeinstellung gefördert: jene Mangel an Bon-Ton, den Eltern und Erwachsene hysterisch beklagen lässt, dass die ultimative Trend-Hosen immer zu eng (Skinny), zu breit (Boyfriend-Jeans), zu kurz, zu hüfttig sind; …ohne Strumpfhosen oder Socken geht’s garn nicht, Leggins zusammen mit dem Chanel Bolero " sind ein No-Go", während Amphibien-Stiefel nicht zum Aerobic passen.
Die Wohlwollende, und ich zähle mich unter ihnen, betrachten sie als Kinder ihrer Zeit: somit behandelt man das Millennium-Volk nicht mehr als eine "fünfte Kolonne", die die Gesellschaft von Grund an bedroht, sondern mehr oder weniger als das Ergebnis eines unvorsätzlichen Verbrechens der Geschichte, für das sie keine Verantwortung tragen.
So stellen diese so vielfältigen, widersprüchlichen und extrem logischen Menschen, die zwischen 1980 und dem Beginn des 21. Jahrtausends das Licht der Welt sahen, eine Gelegenheit zum Nachdenken für unsere ganze Gesellschaft. Wie aus einem Spiegel schicken sie uns das verzerrten Bild zurück, über was wir einst werden wollten, und was wir geworden sind, sowie über unsere Sehnsüchte und den Mut, die wir heute noch brauchen, um sie zu verwirklichen. Millennials sind daher eine Chance zur Erneuerung für jeden von uns, und wir nehmen sie auch wahr, indem die Generationengrenzen immer Flüssiger werden: so wachsen Eltern mit ihren Kindern auch auf, wenn sie bereit sind, neue Stilarten und Lebenseinstellungen zu übernehmen.
Wie viele Mütter gehen heute mit und in den gleichen Geschäften ihrer Töchter einkaufen? Es genügt einen Blick auf das Publikum von H & M, Zara und Mango zu werfen, sowie auf die Sortimente berühmter Einkaufsparadiese wie La Rinascente, Galeries Lafayette und Harrods‘, wo Kategorien wie "Damen- und Anlassbekleidung" so gut wie verschwunden sind, wie die Anrede "Fräulein" aus der Sprache verbannt wurde. Wie viele Väter trainieren in den gleichen Fitness-Studios ihrer Kinder? Und wie viele Jungen leihen sich die Belstaff Jacke vom Vater? Sicherlich kann Mode aus der Mode gehen, aber sie wird nie alt, denn sie erfindet sich selbst immer wieder neu, und so tun wir mit ihr!
Die Herausforderungen, die das Millenium-Volk an die Mode stellt, wurden von der Mode City Trendstudie Sommer 2017 meisterhaft interpretiert:
Die Integration von Sport in den Alltag, sei es Fitness, Squash, Yoga, Pilati etc., ist die Prämisse eines gesunden Körper-Geist-Gleichgewichts für alle geworden, und spiegelt das höchste Streben der Millennials nach einer gesunden Work-Life-Balance. Im Laufe der Wandlung unserer Wertensystems wird die formale Mode immer mehr mit sportlichen Inspirationen kontaminiert, während die Funktionsbekleidung noch anspruchsvoller in Bezug auf Design und Materialauswahl wird. Durch strukturiertere Schnitte und neue Farbkombinationen erfindet die Sport Lingerie der Zukunft neue Silhouette, wobei die Versprechungen nach Funktionalität noch punktueller erfüllt werden.
Die Hybridisierung von Materialien ist zweifellos die stärkste Modeinnovation, die sich in gewagten Material-Kombinationen ausdruckt, wie Spitze und Seiden-Voile mit Lycra, Gipüren oder Leinen mit wasserdichten und thermoisolierende Stoffe wie Tri-Laminat, Neopren, usw. Neue Schnitt- und Nähe-Techniken führen zu absolut Spitzenergebnisse in der Mode für die nächste Saison.
“Customized” Kreationen. Millennials sind durch ein starkes Individualitätsbedürfnis gekennzeichnet. Als "Smart Shopper" haben sie den Kaufverhalten der modernen Gesellschaft geprägt. Das "Cross Styling" ist der Ausdruck der individuellen Identität in seiner reinsten Form. Die neue Bademode und Dessous verschönern daher ihre Kreationen mit Details aus der Haute-Couture die man aus der Oberbekleidung herausblitzen darf.
Die südliche Hemisphäre: gefangen im Netz bedeutet nicht, dass Millennials keinerlei Ambitionen haben. Paradoxerweise die gleiche Welt, die dank der WEB noch grösser und offener sein sollte, bleibt gefangen in den Rahmen eines Bildschirms. Der Zugang zu einer Realität grenzenloser als das Leben selbst, und die Verstärkung der Wahrnehmung sind die wichtigste Funktion unserer digitalen Technologien, die die menschlichen Bedürfnisse nach Authentizität, Emotion und Empathie offenbaren. Die Mode-Sprache übersetzt dieses Bedürfnis in den Bildern von Südsee-Paradiese, tropische Wäldern und lebhaften exotischen Prints als Einladung, die Reise zu beginnen, die unseren Anspruch nach mehr Intensität endlich erfüllen wird.
Die schlechte Nachricht ist, dass die Mode sehr viel über uns verrät, wenn wir uns über Millennials unterhalten; die Gute ist, dass die Mode nicht von Erinnerungen lebt, und uns ständig daran erinnert, dass “das Beste kommt noch!”